Friedliche Heide

„Anlässlich einer Pressekonferenz am 9. Juli 2009 hat der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Franz Josef Jung, seine Entscheidung bekannt gegeben, auf die Nutzung des Truppenübungsplatzes (TrÜbPl) Wittstock als Luft-Boden-Schießplatz zu verzichten.“1Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Kirsten Tackmann, Monika Knoche, Dr. Dagmar Enkelmann weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE -Drucksache 16/13885, Deutscher Bundestag Drucksache 16/13966, https://dserver.bundestag.de/btd/16/139/1613966.pdf? [9.7.2025].

Der 9. Juli markiert seither den entscheidenden Sieg der Bürgerinitiative „Freie Heide“. 17 Jahre nach der Gründung der Initiative, nach über hundert Protestveranstaltungen und dem unermüdlichen Einsatz von vielen, vielen Menschen stand fest: Statt eines militärischen Übungsplatzes kann ein Naturparadies entstehen.

Das Gelände zwischen Wittstock, Rheinsberg und Neuruppin wurde nach 1950 vom sowjetischen Militär schrittweise besetzt, die Eigentümer zwangsenteignet, ein Artillerieschießplatz und Bombenabwurfplatz eingerichtet. Dieses „Bombodrom“ hatte eine Fläche von 144 km². Im persönlichen Erleben der Menschen in der Nachbarschaft ging hier der 2. Weltkrieg noch Jahrzehnte weiter. 

Als die sowjetischen Soldaten 1992 abzogen, sollte das Areal weiter militärisch genutzt werden, jetzt durch die Bundeswehr. Dagegen regte sich, insbesondere aus den umliegenden Dörfern, breiter Protest. 1992 wurde die Bürgerinitiative „Freie Heide“ gegründet.

Der kleine Ort Gadow im Westen des „Bombodrom“ spielte in diesem Widerstand eine besonders aktive Rolle. Die Dorfgemeinschaft von Gadow war nicht nur Mitinitiator, sondern auch wiederholt Gastgeber zentraler Veranstaltungen der Initiative. Gadow wurde so zu einem Symbol des friedlichen Widerstands. Immer wieder trafen sich hier Unterstützerinnen und Unterstützer aus ganz Deutschland und sogar darüber hinaus. In der Dorfkirche und auf dem Anger fanden wichtige Diskussionsveranstaltungen statt, bei denen Bürgerrechtler, Umweltaktivisten und Kommunalpolitiker miteinander ins Gespräch kamen.

Besonders eindrucksvoll war die Teilnahme vieler Einwohner an den jährlich stattfindenden „Wanderungen für den Frieden“, bei denen tausende Menschen durch die Heide zogen. Die Gadower zeigten dabei eine außergewöhnliche Ausdauer und Zusammengehörigkeit. Noch heute wird hier jedes Jahr am 9. Juli mit einem Gottesdienst daran erinnert: Die Heide ist frei.

Wolfgang Dicks (1934 – 216), Tiptychon, 2009.

Der Untergang (links): Bedauern und die Ohnmacht eines sowjetischen Soldaten darüber, was der 2. Weltkrieg und in der Folge davon die Errichtung des „Bombodroms“ den Menschen der Region und der Natur gebracht hat.

Die Erweckung (Mitte): Einige der aktivsten Mitglieder der Bürgerinitiative „Freie Heide“ im Streit um die ausschließlich zivile und friedliche Nutzung des Areals, in der Bildmitte Annemarie Friedrich, die Großmutter der „Freien Heide“2siehe auch: Katrin Jäniche, Großmutter der FREIen HEIDe, Dokumentarfilm, 1994, https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/grossmutter-der-freien-heide/ [9.7.2025]., ein Abbild des ersten Ostermarschs 1993, im Hintergrund die Mahnsäule zwischen Fretzdorf und Gadow.

Die Auferstehung (rechts): Die Heide zukunftsweisend im rosa Gewand, als Symbol der Schönheit, die Tauben stehen für den friedlichen Weg, die Geier mahnen vor der Gefahr durch erneute Ausbeutung.

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