Wo zwei oder drei …

… Torten auf dem Tisch stehen und dazu ein nicht zu starker Kaffee gereicht wird, da ist Kirchen-Café. Den Kuchenteller und die Kaffeetasse bringt man selbst mit. Nur für den Pfarrer steht an der Stirnseite der schmalen Tische ein Gedeck bereit: „Hier hat immer der Pfarrer gesessen.“

Ein paar Frauen sind es, die da monatlich am Nachmittag zusammenkommen, in einem Dorf sind auch Männer dabei. „Am Anfang hat der Pfarrer immer eine Andacht gehalten. Wir singen auch. Meistens gab es dann ein Thema.“ „Was für Themen hatten Sie denn?“ „Ja, das hat immer der Pfarrer mitgebracht. Manchmal haben wir auch gleich Kaffee getrunken.“

Also wird es gemacht wie immer. Es wird gesungen. Die Losung wird gelesen und man hört zu, was der Pfarrer dazu zu sagen hat. Dann noch ein Lied. Und dann geschieht, was der Titel des Treffens verspricht: Es gibt Kaffee und ein Stück Torte und noch ein zweites und dabei wird erzählt:

„Meine Nachbarin kann nicht mehr kommen. Die Frau gegenüber habe ich schon dreimal angesprochen, die hat keine Lust. Wir werden immer weniger. Früher waren wir mehr. Nach dem Krieg gab es eine große Frauenhilfe.“

Und der Pfarrer soll erzählen. Wie es ihm in der Prignitz geht. Was seine Familie macht. Wo er herkommt. „Aus Berlin? Warum kommen bei uns alle Pfarrer immer aus Berlin?“ Ein wenig Staunen steckt in der Frage: Wie kann man aus Berlin die Prignitz ziehen? „Wurden Sie gezwungen?“ fragte mich auf dem Markt eine Frau. Ein wenig verbindet sich auch Hoffnung mit den Berlinern und den anderen, die kommen, jedenfalls dann, wenn sie sich ein in das Dorfleben und in die Kirchengemeinde einbringen … und ihren Garten in Ordnung halten.

Und schon wird wieder erzählt: Vom letzten Pfarrer und vom Pfarrer davor und vom Pfarrer vor dem vorletzten und von dem Pfarrer, der Kirchen-Café-Besucherinnen damals getauft hat. Überhaupt wird viel von früher erzählt. Die Sehnsucht ist spürbar, dass es wieder so werden möge, aber auch die Resignation, dass es immer weniger werden, immer weniger Menschen im Dorf, immer weniger in der Kirchengemeinde, immer weniger Kinder …

Bis dann eine sagt: „Was redet Ihr immer von früher. Wir wollen doch nach vorn schauen. Bald ist Ostern. Da könnten doch die Posaunen spielen und wir laden die Familien ein und hinterher gibt es ein gemeinsames Kaffee-Trinken.“ Die andern sind skeptisch: „Wer soll das alles machen?“

Dann wird noch über die kaputte Pumpe auf dem Friedhof gesprochen und darüber, dass der Sturm das Kirchendach beschädigt hat. Man verabredet sich zum Kegeln und auch, dass der Posaunenchor wegen Ostern angesprochen wird. Noch ein Lied. Gebet und Segen. Alle packen ihre Teller und Tassen wieder ein. Die Torten die übrig geblieben sind, werden morgen und übermorgen zu Hause gegessen.

„Vielen Dank, dass Sie da waren. Wir haben so viel erzählt. Sie müssen uns symphathisch sein, sonst hätten wir das nicht gemacht.“


Bild congerdesign | www.pixabay.de


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