
Salvador Dalí (1904 – 1989), La persistencia de la memoria (1931)
Hanns Cibulkas Texte sind oft von existenziellen Fragen und spiritueller Suche geprägt. Sein Werk durchzieht eine tief empfundene Religiosität. Die Landschaften der Ostsee, Thüringens oder Böhmens werden für ihn zu Orten spiritueller Erfahrung. In der Natur sucht er Transzendenz, Trost und Orientierung. Viele seiner Tagebuchpassagen wirken wie moderne Psalmen – stille Gebete oder meditative Reflexionen.
Hanns Cibulka (1920 – 2004)
Die Zeit
Zwischen Ewigkeitssonntag und 1. Advent
Die Zeit sie kommt, sie geht,
kein Mensch hat sie gesehen.
Sie geht an dir vorbei,
du merkst nicht,
dass sie dich ansieht.
Sie hat dich eingekreist,
du wirst sie nicht los.
Auch noch im Alter
ist in uns
ein Suchen und Finden,
ein Kommen und Gehen,
ein Festhalten,
eine Selbstentfaltung.
Erst in den letzten Stunden
unseres Lebens
werden wir begreifen
dass uns nichts gehört,
kein Haus, kein Baum, kein Strauch,
dass wir alles zurückgeben müssen,
selbst das Leben wurde uns nur
geliehen.