Die Mühle von Mellen

„In einem kühlen Grunde
Da geht ein Mühlenrad,
Mein Liebste ist verschwunden,
die dort gewohnet hat.“1

Nicht nur die Liebste ist entschwunden, sondern mit ihr die ganze Mühle. Bis in die 1970er Jahre stand sie noch zwischen Mellen und dem Rambower See in der Prignitz. Dann wurde sie abgerissen. Heute gibt es nur noch Reste des ehemaligen Mühlenteichs und eine Hinweistafel am Wanderweg:

„Ganz in der Nähe befand sich ein grünes Eingangstor aus Kastanien, gepflanzt in einem Karree. Freundlich begrüßte es den Besucher und führte zur Mellener Mühle. Mehr als 200 Jahre wurde hier Getreide gemahlen und zwischenzeitlichZellstoff zur Papierherstellung. Über einen Mühlengraben und ein aufgeständertes Gerinne wurde das Wasser vom Mühlenteich zum Mühlrad geleitet.

Die ältere Generation am Moor erinnert sich noch sehr gut an die Mellener Mühle. Nicht zuletzt die Schüler aus Boberow, die in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts auf ihrem Weg zur Rambower Dorfschule regelmäßig hier vorbei kamen.So mancher Bengel konnte es sich da nicht verkneifen, dem Müller den einen oder anderen Streich zu spielen. Mal zog einer das Schütz am Mühlenteich, worauf ein Wasserstrahl den Müllerknecht überraschte, mal landete ein ausgebüxter Hase des Müllers im Schulranzen und später als Braten auf dem Tisch …“

Die eingangs zitierten Verse von Josef von Eichdorff haben allerdings nichts mit dieser Mühle zu tun. Er kam zwar bis Paris, die Prignitz aber hat er nie erreicht.


[1] Das ganze Gedicht, das den Titel „Das zerbrochene Ringlein“ trägt und 1813 am Beginn der Befreiungskriege geschrieben wurde, geht so:

In einem kühlen Grunde
Da geht ein Mühlenrad,
Mein Liebste ist verschwunden,
die dort gewohnet hat.

Sie hat mir treu versprochen,
Gab mir ein Ring dabei,
Sie hat die Treu gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.

Ich möchte als Spielmann reisen
Weit in die Welt hinaus,
Und singen meine Weisen,
Und gehen von Haus zu Haus.

Ich möchte als Reiter fliegen
Wohl in die blutge Schlacht,
Um stille Feuer liegen
Im Feld bei dunkler Nacht.

Hör ich das Mühlrad gehen:
Ich weiß nicht was ich will; –
Ich möchte am liebsten sterben,
Da wär´s auf einmal still.

Joseph von Eichendorff (1788 – 1857)


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