Stüler in Stavenow

Friedrich August Stüler (1800 – 1865) war in jenen Jahren ein viel beschäftigter Mann. König Friedrich Wilhelm IV. hatte ihn beauftragt, die Burg Hohenzollern, die nur noch eine Ruine war, wieder aufzubauen. Zudem hatte er den Bau des Schweriner Schlosses übernommen. Nachdem dort weder Georg Adolf Demmler noch Gottfried Semper den Bau zur Zufriedenheit des Großherzogs Friedrich Franz II. ausgeführt hatten, brachte Stüler das Projekt zu Ende. Außerdem war Stüler zwischen 1850 und 1860 mit mindestens vierzig weiteren Projekten beschäftigt.

Da ist es schon erstaunlich, dass er auch noch Zeit fand, die Patronatskirche in Stavenow umzubauen. 

König Friedrich Wilhelm I. hatte das Gut Stavenow 1720 dem verdienten Obristen seines Leibregiments  Andreas Joachim von Kleist (1678 – 1738) geschenkt. Dem schien die Kapelle in der Burg zu klein oder war es seine junge Frau Maria Elisabeth von Hacken (1700 – 1758) die auf den Bau einer Kirche drängte? Jedenfalls wurde 1726 im Dorf eine neue Kirche errichtet. 

Knapp fünfzig Jahre später sollte das Gebäude einen repräsentativen Turm bekommen. Stüler bekam den Auftrag und versah 1862 den oktogonalen Turm mit einem Aufsatz im Stil der Neurenaissance, der in einem schiefergedeckten Spitzhelm endete.

1909 wurde die Kirche um eine kleine rechteckige Apsis erweitert. Ein 1906 in Quedlinburg in der Werkstatt Ferdinand Müller gefertigtes Bleiglasfester, das die Auferstehung Jesu zeigt, schmückt seither den Kirchenraum.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel die Kirche immer mehr. Die Ausstattung ging verloren, nur das Fenster konnte gerettet werden. Der Dachstuhl wurde zerstört. Zuletzt gab ein Sturm der Turmspitze den Rest. Die Kirche wurde zur Ruine …

… und noch heute würden nur die Reste der Mauern an das eins stolze Gotteshaus erinnern, hätten sich nicht engagierte Menschen in einem Förderverein zusammengefunden, der seither die Kirche nach und nach wieder aufbaut. Die Kirche bekam wieder ein Dach und einen festen Fußboden. Der Gruftanbau wurde neu errichtet und die beiden Steinsarkophage der Kirchen-Stifter restauriert. Der Außenputz des Turms wurde in der ursprüngliche Art erneuert. Stüler würde es wohl freuen.

von links oben: Nordwand um 1920 | Innenraum um 1920 | Kirche um 1998 | Nordwand 2021 | Auferstehungsfenster | Innenraum 2021 | Außenansicht 2021 | Wappen über der Eingangstür
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