Ein Fehlurteil?

Vorbei führte die Fahrt am Weinberg und dem Galgenberg, wo am 12. Oktober des Jahres 1850 Peter Braun öffentlich hingerichtet wurde. Wo jener aber wahrhaftig verscharrt wurde, wie für Hingerichtete üblich, weiß niemand mit Bestimmtheit zu sagen. Auf jeden Fall wurde das Urteil als erstes und einziges mit dem Beil vollstreckt. Auf dem Sterbebett gestand sein Bruder dann, dass er der eigentliche Mörder war. So erhielt Peter Braun auf der Nordseite des Weinberges ein Grab in Blickrichtung Groß Buchholz, wo er einst als Kossät lebte. Interessant, doch für jene Tage nicht außergewöhnlich, dass von den 6000 Einwohnern, die Perleberg damals zählte, 2000 der Hinrichtung beiwohnten.

Doris Ritzka, Busfahrt in die Stadtgeschichte, in: Schweriner Volkszeitung vom 8.12.2010, 14 [Prignitz], www.svz.de/14481091 [31.5.2019]


Der ehemalige Lehrer und Stadtverordnete [Hans-Otto Rülker] hatte schon vor zehn Jahren angeregt, Hügel und Gedenkstein [am Galgenberg] in die Denkmalliste der Stadt aufzunehmen. Das ist bis heute nicht geschehen. ‚Wir sind der Vergangenheit verpflichtet‘, unterstreicht Rülker … Der Perleberger meint damit nicht nur den Galgenberg selbst, sondern auch das Ehrengrab auf dem Weinberg für den Kossäten Johann Christian Braun. Er kam 1850 an den Galgen. Es war die letzte öffentliche Hinrichtung auf dem Galgenberg – und sie war nicht rechtens. Verbrieft sei, so Rülker, dass Braun sein Leben unschuldig ließ und die Bürger Perlebergs sich daraufhin verpflichtet hätten, sein Grab auf ewig zu pflegen.

Kultstätte unzugänglich, Schweriner Volkszeitung vom 8.12.2010, 14.


Der Galgenberg diente den Perlebergern seit dem 16. Jahrhundert als Richtstätte. Dort wurden die Urteile des Johann Konow, des ersten Prignitzer Landrichters, mit dem Schwert vollstreckt. Auch Hexenverbrennungen gab es dort. Die letzte Hinrichtung fand 1850 statt. Der Kossät Peter Braun wurde am Galgen um sein Leben gebracht. Später stellte sich heraus, dass er unschuldig verurteilt wurde, berichtet Hans-Otto Rülker. Sein Bruder gestand die Mordtat. Die Stadt richtete daraufhin für den Unschuldigen ein Ehrengrab auf dem Weinberg – in Richtung Groß Buchholz – ein.

Michael Beeskow, Zugang wird gefordert. Perleberger Kulturausschuss befasst sich im Januar mit dem Galgenberg , in: Märkische Allgemeine vom 15.12.2010, PRI2 [Lokalteil Prignitz]


„Während einer Wanderung über Perlebergs Weinberg erspähten Heimatfreunde jüngst am Steinhügel des unschuldig hingerichteten Peter Braun eine neue Gedenktafel. Diese Grabstätte soll seit vielen Jahrzehnten an die letzte öffentliche Hinrichtung auf dem Perleberger Galgenberg erinnern und Mahnung für die angeblich objektive und unabhängige Rechtssprechung sein.

Auf der neuen Tafel am Steinhügel sind nun wieder deutlich der Name des Opfers und das Hinrichtungsdatum 12. Oktober 1850 zu lesen, verziert mit einer Weintraube. Um einen langjährigen Erhalt zu garantieren, wurde die 40 mal 60 Zentimeter große Holztafel mit nichtrostendem Blech ummantelt und einer Bedachung versehen, die besser als früher vor Witterungsunbilden Schutz bietet.“

Bernd Briese, Neue Tafel am Ehrengrab von Peter Braun, in: Der Prignitzer vom 2.3.2012.