Henry Somerset, der 9. Duke of Beaufort, gibt an einem Nachmittag im Sommer 1873 in seinem Garten eine Party. Viele Gäste sind gekommen. Man trinkt Tee oder Kaffee. Limonade und Schorlen werden gereicht. Champagner ist ausreichend vorhanden. Unter einem Zelt steht ein kaltes Buffet mit Sandwiches, Kuchen, Eiscreme, Salaten, kaltem Huhn und Früchten und vor allem Erdbeeren mit Sahne bereit.
Der Duke ist ein guter Gastgeber. Niemand muss sich langweilen. Musiker unterhalten die Gäste. Bei munterer Konversation flanieren sie durch den weitläufigen Garten und lassen sich in den Pavillons oder auf einer der vielen Bänke oder Liegestühle nieder. Mit verschiedenen Spielen vertreibt man sich die Zeit.
Unter den Gästen sind auch einige britische Kolonialoffiziere. Mit ihren Erzählungen aus dem fernen Indien erregen sie die Aufmerksamkeit der Damen. Zudem haben sie ein Spiel aus der Kolonie mitgebracht, das keiner der Partygäste kennt. „Poona“ nennen sie es. Dazu brauchte man zwei einfache Schläger, einen Ball mit Federn und eine ausreichend große Rasenfläche.
Die Damen und Herren auf der Gartenparty sind begeistert. Netz, Linien oder Regeln gibt es nicht. Man muss nur versuchen, den gefiederten Ball so lange wie möglich in der Luft zu halten. Aber der Duke ist nicht ganz zufrieden.
Als das nächste Mal Poona gespielt werden soll, spannt er ein Netz auf, über das der Ball geschlagen werden soll. Das Spielfeld wird begrenzt und Regeln aufgestellt. Auch ein neuer Name für das Spiel soll her und weil der Duke zu seiner Party auf den Landsitz namens Badminton House eingeladen hatte, heißt das Spiel fortan „The Badminton Game“. Zwanzig Jahre später gründet sich der englische Badminton-Verband und heute gibt weltweit 14 Millionen Spieler in 160 Nationen …
… dabei werden nur im Verein organisierten Spieler gezählt, nicht die vielen Freizeitsportler, wie beispielsweise die Truppe, die sich jeden Montagvormittag in der „Turngemeinde in Berlin 1848“ am Columbiadamm trifft. Den Verein gab es schon, als in Europa Badminton noch unbekannt war.
Allerdings belegen in Indien gefundene Höhlenzeichnungen, dass dort bereits vor 2000 Jahren mit abgeflachten Hölzern kleine, mit Hühnerfedern gespickte Holzbälle geschlagen wurden. Auch bei den Inkas und den Azteken waren ähnliche Spiele bekannt. In Europa war es vor allem in der Barockzeit höfische Mode Federball zu spielen.
Alles in allem ist Badminton eine schöne Fitnessübung, die schon in der Zeit Jesu ihren Ursprung hat. Wer Lust hat, kann gerne noch in unsere Truppe einsteigen. Eine Nachricht genügt.
Bilder Matthias Martin (Titel) | Daniel Chodowiecki (1774 – 1801)
Eine sehr interessante kulturgeschichtliche Betrachtung des guten alten Federballspiels.
Ich finde solche kulturgeschichtlichen Beiträge immer sehr spannend. Sie erläutern Dinge die unser Leben prägen und die von mir oft gar nicht hinterfragt werden in ihrer historischen Dimension und zeigen Zusammenhänge die mich manches Mal erstaunen lassen.
Für solche Betrachtungen hat die Deutsche Digitale Bibliothek auch eine interssante Seite. Unter: http://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/journal/entdecken
findet man so manchen interssanten Artikel.
Ein Muß für Fahrradfreunde: Fahrrad – von „schnellen Füßen“, Boneshakern und Freiheit
von Theresa Rodewald 😉
Vielen Dank für das feedback und den Hinweis auf den Artikel von Theresa Rodewald. Für Menschen, die nur klicken wollen. Er findet sich hier: http://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/journal/entdecken/ddbspotlight-fahrrad-von-schnellen-fuessen-boneshakern-und-freiheit/