Vortrag und Gespräch
Niemand möchte auf eine sichere Rechtsordnung verzichten, aber in einer „law and order“-Gesellschaft möchte auch niemand leben. Auch der Blick in die Bibel zeigt diese Ambivalenz: Einerseits ist die Bedeutung des „Gesetzes“ unbestritten, andererseits ist „Gesetzlichkeit“ eine Gefahr für die Religiosität. Auch die Person Jesu steht zwischen Erfüllung und Auflösung des Gesetzes.
Ohne Gesetze herrscht das Gesetz des Stärkeren. Gesetze dienen dem sozialen Frieden und dem gerechten Ausgleich. Andererseits stehen Recht und Gerechtigkeit in einem unauflösbaren Spannungsverhältnis.
Das alttestamentliche Recht ist Gottesrecht. Menschen müssen sich nach ihm richten, um nach Gottes Willen zu leben und Gott wie dem Nächsten gerecht zu werden. Die Zehn Gebote sind ein Grundtext der Ethik, anerkannt weit über Judentum, Christentum und Islam hinaus.
Viele assoziieren mit dem Alten Testament das Gesetz, mit dem Neuen das Evangelium. Aber es ist ein Klischee, dass im Alten Testament typischerweise der Gott der Rache und erst im Neuen Testament der Liebe verkündet werde.
Jesus wird immer wieder Gesetzesbruch vorgeworfen. Paulus erklärt, dass nicht „Werke des Gesetzes“, sondern nur der Glaube die Menschen rechtfertigen kann.
Jesus erklärt nach der Bergpredigt „Gesetz und Propheten nicht aufzulösen, sondern zu erfüllen“ [Matthäus 5,17-20]. Er zitiert die Zehn Gebote und fasst das Gesetz im Doppelgebot der Gottes- und der Nächstenliebe zusammen. Paulus erklärt: „Einer trage des anderen Last – so erfüllt ihr das Gesetz Christi“ [Galater 6,2].
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