Hera, Athene und Aphrodite sind zu einer Hochzeitsparty eingeladen, nicht aber die streitsüchtige Eris. Dass die anderen drei ebensogut streiten können, wird deutlich, als Eris einen goldenen Apfel in ihre Mitte wirft, den die Schönste bekommen soll. Paris soll entscheiden. Mit Bestechung versuchen Hera, Athene und Aphrodite, das Urteil zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Aphrodite, die Paris die schönste Frau verspricht, bekommt schließlich die edelmetallene Frucht.
Damit beginnt der Schlamassel. Helena, die schönste Frau der Welt, verliebt sich – wie versprochen – in Paris. Dummerweise ist sie schon mit Menelaos, dem König von Sparta, verheiratet. Scheidung ist nicht möglich. Es bleibt nur die Flucht und die endet in einer Stadt in der Landschaft Troja.
Die Spartaner lassen sich das nicht bieten und ein zehnjähriger Krieg um die Stadt beginnt, mit all den schrecklichen Folgen, die ein Krieg bis heute hat. Viele tote Helden gibt es zu beklagen. Beerdigt werden sie auf beiden Seiten prunkvoll. Über die Trauerfeiern für Patroklos, der auf der Seite Spartas kämpfte, und den trojanischen Kämpfer Hektor wird berichtet:
Zunächst wurde ein großer Scheiterhaufen errichtet. Oben lag der Tote, dazu gab es allerlei Beigaben. Dann wird alles entzündet und verbrennt. Nachdem die Glut gelöscht ist, folgt der letzte Akt für Patroklos:
„Weinend bargen sie dann des … Gefährten weiße Gebeine in goldnem Gefäße mit doppelter Fettschicht, setzten es nieder im Zelt, es mit weichem Leinen umhüllend. Und sie zogen den Kreis für das Grabmal [„nicht allzu hoch“1] und legten des Grundes Steine rings um den Haufen und schütteten Erde darüber.“2
Oder im Bericht über die Bestattung des Hektor:
„[Sie] sammelten auf das weiße Gebein die Brüder und Freunde jammernd, und reichlich floss von den Wangen, die quellende Träne. Und sie legten die Knochen in eine goldene Truhe und verhüllten sie dann mit weichen Purpurgewändern, setzten sodann in hohler Grube sie bei, und darüber türmten sie dichtgehäuft gewaltige Blöcke von Steinen [und] warfen den Grabhügel auf.“3
All das wissen wir aus der etwas länglichen Reportage „Ilias“ eines Homer.
Als Heinrich Schliemann zwischen 1870 und 1882 mit dem Text von Homer in der Hand in Troja buddelte, und meinte auf dem Hügel Hirsalık den Kriegsschauplatz ausgegraben zu haben, fanden sich die Grabmale nicht.
Als aber 1899 zwei Arbeiter in der Nähe von Seddin in der Prignitz Steine gewinnen wollten, stießen sie auf ein Grab, errichtet, so wie Homer es beschreibt.
Der nicht allzuhohe Grabhügel – rund zehn Meter sind es – ist da. Unter dem Hügel finden sich Holzkohleflitter wie von einem Scheiterhaufen. Ringsum ist der Hügel von Steinen umgeben – Findlinge bilden einen Kreis von rund 61 Metern. In der Mitte die Grabkammer, eine hohle von großen Blöcken umbaute Grube. Darin das goldglänzenden Gefäß – eine große bronzene Amphora – mit den Gebeinen – Knochenreste eines erwachsenen Mannes.
Hat Schliemann also gar nicht Troja ausgegraben? Liegt die sagenhafte Stadt, von der Homer berichtet, in Wirklichkeit in der Prignitz? Die Antwort auf die erste Frage gehört zu den umstrittensten in der Archäologie. Vielleicht ist alles auch ganz anders. An dem „Königsgrab von Seddin“ aus der Zeit um 800 vor Christus gibt es auf jeden Fall noch viel zu forschen und Jahrhunderte später – im 30jähriger Krieg – wurde die Prignitz auf jeden Fall zum Kriegsgebiet. Davon später.
alles zum Seddiner Königsgrab hier
www.landkreis-prignitz.de/de/zu-gast-im-landkreis/tourismus/zao/zao_seddin.php
Bild Ulf Heinsohn
1 Homer, Ilias [Übersetzung Roland Hampe], 1979, 23,245
2 ebd, 23,251-25
3 ebd 4,793-799