Vortrag und Gespräch oder Seminar mit bis zu 8 Einheiten
„Hurra die Welt geht unter“ besingt die Berliner Hip-Hop-Formation K.I.Z. die Apokalypse.1 Hurra, denn endlich ist all das vorbei, was das Leben vor dem Weltuntergang schwer machte. „Ein neuer Himmel und eine neue Erde“, so heißt es im biblischen Buch der Johannes-Offenbarung.
Heute gibt es nicht wenige Menschen, die Furcht haben, vor dem, was kommt: Krankheiten wie der Coronavirus, der Klimawandel, Wirtschaftskrisen oder ein neuer globaler Krieg machen das Ende der gegenwärtigen Welt denkbar. Zudem gibt es Gruppen und Parteien, die diese Angst nutzen wollen, um die liberale, offene und demokratische Gesellschaft zu zerstören.
Es ist möglich, sich dem Thema „Apokalyptik“ auf verschiedene Weise zu nähern:
Apokalyptik im frühen Judentum und Urchristentum
Der Begriff „Apokalyptik“ kam erst im 19. Jahrhundert auf. Er ist vom ersten Wort der Johannes-Offenbarung abgeleitet. Heute wird der Begriff auf jüdische und christliche Schriften seit dem 3. Jahrhundert vor Christus angewendet, im Judentum bis zum 1. Jahrhundert nach, im Christentum bis zum 2. (teilweise bis ins 4./5.) Jahrhundert. Diese Schriften finden sich innerhalb und außerhalb des biblischen Kanons. Sie zu lesen, eröffnet das Verständnis bis in die Gegenwart
Die Johannesapokalypse
Johannes-Offenbarung ist eher ein prophetisches Buch als ein apokalyptisches. Hinter den Texten stehen konkrete historische Erfahrungen. Die Sendschreiben nehmen auf die konkreten Situationen Bezug, die teilweise hochaktuell sind. Die Apokalypse ist so das politischste Buch des Neuen Testaments und zugleich ein spirituelles Buch. Seine Botschaft lautet: „Selig, die nicht (beim Kaiserkult) mitmachen.“ Was würde das heute heißen?
Apokalyptik und gesellschaftliche Krisenphänomene
Moderne Apokalyptik steht in Kontinuität zur biblischen Apokalyptik: Es finden sich Bilder von Naturkastastrophen, kosmischen Ereignissen, Weltuntergangsszenarien und existentiellen Krisen. Der Stil ist oft ebenso vom Dreischritt Krise-Gericht-Erlösung gekennzeichnet. Sie verwendet eine bildreiche Sprache und nutzt Übertreibungen. Ihre Phänomene reichen von der Die Klimaprotestbewegung „Extinction Rebellion“ bis hin zu den Preppern, die sich auf das Ende der Welt vorbereiten.
Apokalyptische Visionen im Gegenwartskino
Vor dem 2. Weltkrieg gab es nur vereinzelte Ansätze zu Apokalyptik im Film: „Im Westen nichts Neues“ (1939), Orson Welles (1938, Verfilmung 1953). Nach dem 2. Weltkrieg wuchsen die realen Bedrohungen durch die atomare Aufrüstung, Club of Rome). Die Untergangsphantasien expandierten ins Globale, die Kino-Apokalypsen werden immer facettenreicher. Während biblische Apokalypsen nach dem Untergang eine Heilszeit folgen lassen, enden die Filme in der Regel mit dem Untergang oder einer Fortexistenz auf niedrigem Niveau. Zahlreiche Filme oder beispielhafte Filmausschnitte illustrieren das Thema.
Zweifellos gibt es heute – wie schon immer in der Weltgeschichte – viele Krisen. Leben wir also in apokalyptischen Zeiten? Können wir die Welt noch vor der Zerstörung retten oder werden wir erfahren, dass die Krisen überwunden werden und zu einer „neuen Welt“ führen? Perspektiven aus Religion, Geschichtsphilosophie, Wissenschaft und Kunst können zum Denken und Handeln anregen und Mut machen, so wie es schon Friedrich Hölderlin wusste:
„Wo aber Gefahr ist, wächst
Das Rettende auch.“2
Kontakt: Peter Radziwill
+49 174 3179605 mail@peter-radziwill.de
1⇧ https://youtu.be/XTPGpBBwt1w.
2⇧ Friedrich Hölderlin (1770 – 1843), Patmos (1803).